Werkstatt
Essay
Lern-landschaften

Lernlandschaften

Der stetige gesellschaftliche und technologische Wandel verändert kontinuierlich unsere Lern- und Arbeitswelten. Die Herausforderung für Gebäude ist es, Raum für diese Veränderungsprozesse zu bieten. Wie können Strukturen wachsen, wie werden sie sich verändern und welches sind die Konstanten, die Identität stiften und räumliche Qualität sichern? Und was ist das Wesen der neuen Lern- und Wissensorte?

Während reine Wissensvermittlung vor dem Hintergrund einer sich immer stärker vernetzenden digitalen Welt, in der alles überall passieren kann, immer weniger an Raum und Zeit gebunden sein wird, werden die Orte des Lernens und Wissens Plattform für direkte Begegnung, Austausch, Auseinandersetzung geben. Sie ermöglichen Austesten, Reflektieren, Darstellen und Erforschen, vor allem aber sollen sie Neugierde wecken und Möglichkeiten eröffnen.

Bei der Entwicklung der räumlichen Konzepte für das neue Learning Center haben wir uns daher wegbewegt von klar erkennbaren Raumhierarchien mit ihren klassischen, gereihten Räumen und Flursystemen hin zu veränderbaren Landschaften. Verschiedenartig angeordnete, geschlossene und offene Raumelemente, die unterschiedliche Konstellationen und Lernformen in wechselnden Gruppengrössen erlauben, sind Orte für Kollaboration, Kommunikation genauso wie für Konzentration und Erholung. Gemeinsam haben wir schrittweise das Verhältnis von fixierten Raumstrukturen hin zu offeneren, frei bespielbaren Bereichen verschoben. Mit ersten Clusterkonzepten aus freien und geschlossenen Bereichen, sowie schaltbaren Räumen mit alternativen Erschliessungssystemen beginnen sich die Grenzen zwischen Unterrichtsraum und Flur zu relativieren, die Trennlinie wird zu einer Schwellenzone, die offen und modulierbar sein kann. Flure weiten sich auf und werden zu Vorzonen für wechselnde Nutzungen.

Nach einer weiteren Reduktion auf wenige, grosse Unterrichtsräume, beginnen sich die Flure aufzulösen, die geschlossenen Räume bewegen sich frei in der Grundrissfläche und werden umspielt von stark differenzierten, offenen Lern- und Bewegungszonen. Bei der kompletten Öffnung als radikalster Entwicklungsstufe existieren keine physischen Räume mehr, der gesamte Grundriss wird zu einer frei bespielbaren, zusammenhängenden Fläche. Gliederungen erfolgen über eingestellte Technikmodule, über Vorhänge und bewegliche Wände und Möblierungen.

Für das Layout des neuen Learning Center haben wir diese weitgehende Offenheit mit grossen Impulsräumen als Ausgangs- und Ankerpunkt des Lernens in der Gruppe kombiniert. Die festen Räume wandern an die Gebäudeenden, bilden offene Lernstudios in den Gebäudeecken und lassen damit die Mitte frei bespielbar. Die Flure sind aufgelöst, nur wenige feste Servicemodule und verschiebbare Möblierung gliedern die Fläche, schaffen Nischen und einfach zu verändernde Bereiche und Orte.

Durch die Anordnung entsteht eine natürliche  Zonierung der Grundrisse: Die private, geschützte Umgebung der Impulsräume liegt an den Nord- und Südfassaden, die vorgelagerten, halböffentlichen und offenen Gruppenbereiche entwickeln sich bis an den zentralen Bereich des sogenannten Terminals. Hier kommen die Besucher und Kursteilnehmer an, überblicken den gesamten Raum, orientieren sich an den grossen Monitorbändern, begegnen und treffen sich, oder finden zu Essen und Trinken an der gemeinsamen, grossen Cafetheke. Die Treppe im Atrium verbindet mit ihren breiten Sitzstufen im Zentrum des Baus die beiden analog aufgebauten Ebenen miteinander. So offen wie die grossen Flächen des Grundrisses waren auch Ihre Nutzungs- und Möblierungskonzepte. Ein gemeinsam entwickelter Katalog von Spielfeldern zeigt anfangs sehr naiv und abstrakt Nutzungsmöglichkeiten von Kollaborations- und Lernstudios, Fokusorten, Selbstlernplätzen, Teamzonen, Erlebnisorten oder Beratungsnischen auf. Es entstand schliesslich die Definition einer vielfältigen, flexiblen Möblierung. Die Nutzungen der Orte bleiben dabei vielschichtig, sie sind nicht determiniert und einfach gestalt- und veränderbar. Es sind die offenen Möglichkeitsräume, die das Learning Center zu einem agilen, lebendigen Ort des Austauschs und Wissens machen können.

Michael Muellen, November 2018

Lernlandschaften

Der stetige gesellschaftliche und technologische Wandel verändert kontinuierlich unsere Lern- und Arbeitswelten. Die Herausforderung für Gebäude ist es, Raum für diese Veränderungsprozesse zu bieten. Wie können Strukturen wachsen, wie werden sie sich verändern und welches sind die Konstanten, die Identität stiften und räumliche Qualität sichern? Und was ist das Wesen der neuen Lern- und Wissensorte?

Während reine Wissensvermittlung vor dem Hintergrund einer sich immer stärker vernetzenden digitalen Welt, in der alles überall passieren kann, immer weniger an Raum und Zeit gebunden sein wird, werden die Orte des Lernens und Wissens Plattform für direkte Begegnung, Austausch, Auseinandersetzung geben. Sie ermöglichen Austesten, Reflektieren, Darstellen und Erforschen, vor allem aber sollen sie Neugierde wecken und Möglichkeiten eröffnen.

Bei der Entwicklung der räumlichen Konzepte für das neue Learning Center haben wir uns daher wegbewegt von klar erkennbaren Raumhierarchien mit ihren klassischen, gereihten Räumen und Flursystemen hin zu veränderbaren Landschaften. Verschiedenartig angeordnete, geschlossene und offene Raumelemente, die unterschiedliche Konstellationen und Lernformen in wechselnden Gruppengrössen erlauben, sind Orte für Kollaboration, Kommunikation genauso wie für Konzentration und Erholung. Gemeinsam haben wir schrittweise das Verhältnis von fixierten Raumstrukturen hin zu offeneren, frei bespielbaren Bereichen verschoben. Mit ersten Clusterkonzepten aus freien und geschlossenen Bereichen, sowie schaltbaren Räumen mit alternativen Erschliessungssystemen beginnen sich die Grenzen zwischen Unterrichtsraum und Flur zu relativieren, die Trennlinie wird zu einer Schwellenzone, die offen und modulierbar sein kann. Flure weiten sich auf und werden zu Vorzonen für wechselnde Nutzungen.

Nach einer weiteren Reduktion auf wenige, grosse Unterrichtsräume, beginnen sich die Flure aufzulösen, die geschlossenen Räume bewegen sich frei in der Grundrissfläche und werden umspielt von stark differenzierten, offenen Lern- und Bewegungszonen. Bei der kompletten Öffnung als radikalster Entwicklungsstufe existieren keine physischen Räume mehr, der gesamte Grundriss wird zu einer frei bespielbaren, zusammenhängenden Fläche. Gliederungen erfolgen über eingestellte Technikmodule, über Vorhänge und bewegliche Wände und Möblierungen.

Für das Layout des neuen Learning Center haben wir diese weitgehende Offenheit mit grossen Impulsräumen als Ausgangs- und Ankerpunkt des Lernens in der Gruppe kombiniert. Die festen Räume wandern an die Gebäudeenden, bilden offene Lernstudios in den Gebäudeecken und lassen damit die Mitte frei bespielbar. Die Flure sind aufgelöst, nur wenige feste Servicemodule und verschiebbare Möblierung gliedern die Fläche, schaffen Nischen und einfach zu verändernde Bereiche und Orte.

Durch die Anordnung entsteht eine natürliche  Zonierung der Grundrisse: Die private, geschützte Umgebung der Impulsräume liegt an den Nord- und Südfassaden, die vorgelagerten, halböffentlichen und offenen Gruppenbereiche entwickeln sich bis an den zentralen Bereich des sogenannten Terminals. Hier kommen die Besucher und Kursteilnehmer an, überblicken den gesamten Raum, orientieren sich an den grossen Monitorbändern, begegnen und treffen sich, oder finden zu Essen und Trinken an der gemeinsamen, grossen Cafetheke. Die Treppe im Atrium verbindet mit ihren breiten Sitzstufen im Zentrum des Baus die beiden analog aufgebauten Ebenen miteinander. So offen wie die grossen Flächen des Grundrisses waren auch Ihre Nutzungs- und Möblierungskonzepte. Ein gemeinsam entwickelter Katalog von Spielfeldern zeigt anfangs sehr naiv und abstrakt Nutzungsmöglichkeiten von Kollaborations- und Lernstudios, Fokusorten, Selbstlernplätzen, Teamzonen, Erlebnisorten oder Beratungsnischen auf. Es entstand schliesslich die Definition einer vielfältigen, flexiblen Möblierung. Die Nutzungen der Orte bleiben dabei vielschichtig, sie sind nicht determiniert und einfach gestalt- und veränderbar. Es sind die offenen Möglichkeitsräume, die das Learning Center zu einem agilen, lebendigen Ort des Austauschs und Wissens machen können.

Michael Muellen, November 2018

Lern-landschaften    1/1